Heidepflege mit Schafen

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Auf einem Großteil ehemaliger Militärflächen in Brandenburg haben sich Heiden und Sandtrockenrasen etabliert. Diese nehmen auf 39 Standorte verteilt, 12.407 Hektar ein. Allein 9.630 Hektar davon entsprechen dem Lebensraumtyp "Trockene Heiden". Der Flächenumfang dieses Lebensraumtyps in Brandenburg übersteigt den Niedersachsens. Somit hat das Land Brandenburg eine besondere Verantwortung für die Erhaltung solcher Standorte. Diese sind als FFH-Flächen nach der Flora-Fauna-Habitatrichtlinie bei der Europäischen Union gemeldet und müssen aus naturschutzfachlicher Sicht im Zustand erhalten bzw. verbessert werden. Sie sind Lebensgrundlage für viele vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten. Diese sind auf die Bedingungen, die das Offenland bietet, angepasst und zum Teil auf die Existenz verschiedener Altersstadien von Besenheide (Calluna vulgaris) spezialisiert. Nährstoffzufuhren über Luft und Niederschläge stören das Gleichgewicht im Heideökosystem und fördern das Fortschreiten der Sukzession. Die Nährstoffe müssen über Pflegemaßnahmen wieder abgeführt werden.

Die derzeit am häufigsten angewendete Methode der Offenhaltung ist die Beweidung mit Schafen und Ziegen. Beweidung einerseits und mechanische Pflegemaßnahmen oder das Brennen andererseits stellen keine konkurrierenden, sondern sich ergänzende Pflegemaßnahmen dar. 2011 wurden in Brandenburg 4.654 Hektar Heideflächen durch 30 Schaf- und Ziegenhalter gepflegt. Es wird eingeschätzt, dass weitere Heideflächen mit einem Gesamtumfang von circa 3.500 Hektar beweidet werden könnten.

Bei der Herdenbewirtschaftung unter Heidebedingungen müssen sowohl die Belange des Naturschutzes in Bezug auf den effektiven Nährstoffentzug als auch die Ansprüche der Schafe - insbesondere in Bezug auf die bedarfsgerechte Ernährung - Beachtung finden.

Das Ziel vorliegender Untersuchungen bestand darin: 

  • Daten zur Pflegeleistung der Landschafe (Biomasseentzug, Verbisswirkung an Gehölzen) zu erstellen,
  • Futtermenge und Futterqualität zu untersuchen und mit dem Bedarf von Landschafrassen abzugleichen,
  • Fruchtbarkeitsdaten sowie Mast- und Schlachtleistungen der Lämmer zu ermitteln,
  • sowie eine Bewertung der Betriebswirtschaft in Heideschäfereien vorzunehmen.

Zum Teil sind die Untersuchungen von der Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) finanziell unterstützt worden.

Die Ergebnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen:

  1. Die Schafbeweidung stellt ein Pflegeverfahren dar, das den unterschiedlichen Anforderungen der Heidepflege auf vielfältige Weise gerecht wird. So kann über die Wahl des Beweidungsverfahrens (Hüten oder Koppeln), über die Einstellung der Besatzdichte, durch die Wahl des Beweidungszeitpunktes oder die Einstellung der Beweidungsdauer die Intensität von Verbiss und Tritt an beliebiger Stelle im Pflegeareal gesteuert werden. Der Biomasseentzug betrug auf von  Landreitgras dominierten Flächen bei einer Besatzdichte von fünf Schafen pro Hektar und 42-tägiger Beweidung 200 Kilogramm Trockenmasse je Hektar  gegenüber  1.100 Kilogramm je Hektar bei  lediglich  achtstündiger Beweidung mit über 1.000 Schafen auf einem Hektar. Zweimaliges Überweiden pro Jahr bewirkte eine Verjüngung des Heidekrautes.  Scharfe Beweidung von stark überalterter, verholzter Heide führte zum Neuaustrieb von Heidekraut. Gehölze wurden gut verbissen. Die Sandbirke zeigte nach einmaliger scharfer Beweidung eine verzögerte Entwicklung. Die Espe  konnte deutlich  zurückgedrängt werden. Junge Kiefern wurden durch die Schafe zum Teil geschält und starben ab.  Es wird eingeschätzt, dass die Schafbeweidung insbesondere für die Erhaltung großer zusammenhängender Heidekrautareale im langjährigen Wechsel mit der Mahd das beste Pflegeverfahren darstellt.
  2. Eine einseitige Bevorzugung des Hüteverfahrens gegenüber der Koppelhaltung ist unter den Bedingungen der ostdeutschen Heiden nicht angebracht. Der Ertrag an pflanzlicher Trockenmasse lag mit 35 bis 50 Dezitonnen pro Hektar zirka 30 Prozent unter dem nordwestdeutscher Heiden. Der Nährstoffeintrag über die Luft lag deutlich unter dem in den nordwestdeutschen Heiden (7-10 Kilogramm Stickstoff je Hektar gegenüber 28 Kilogramm je Hektar in Nordwestdeutschland). Sofern der anzustrebende Soll-Zustand bereits erreicht ist, erfüllt eine ausgeglichene Bilanz zwischen Nährstoffzufuhr und Nährstoffabfuhr die Zielstellung der Pflege. Ein zusätzlicher Nährstoffaustrag über Hütehaltung mit nächtlicher Pferchhaltung außerhalb der Pflegeflächen ist dann nicht notwendig.
  3. Der Aufwuchs in der Heide reichte nicht aus, um den Energie- und Nährstoffbedarf einer Heidschnucke während der Säugezeit zu decken (Tageszunahmen der Lämmer lediglich 50 Gramm, mittlere Mastendmassen nur 25 - 31 Kilogramm, mittlere Schlachtkörpermassen nur 11 Kilogramm). Eine bessere Nährstoffversorgung über Zuhüten auf besseren Standorten setzt die Nähe dieser Flächen zu den Heideflächen voraus. Eine Stallmast ist mit höheren Futterkosten verbunden. Über den Einsatz von Kreuzungslämmern aus Anpaarungen mit Fleischschafrassen können bei verbessertem Nährstoffangebot höhere Mast- und Schlachtleistungen erzielt werden.
  4. Die Heidepflege mit Schafen wird erst durch die Einnahmen aus dem Kulturlandschaftspflegeprogramm KULAP 2007 wirtschaftlich tragfähig.
    Über eine Direktvermarktung sind höhere Lämmerpreise zu erzielen. Die Preise je kg Lebendmasse liegen im Lebendtierhandel bei Heidschnucken um 20 bis 30 Prozent unterhalb der Preise für Wirtschaftsrassen. Hinzu kommt das geringere Vermarktungsgewicht, so dass die Erlöse für ein Heidschnuckenlamm im Lebendtierhandel unter 50 Prozent derjenigen für ein Wirtschaftsrasselamm betragen. Bei der Entscheidung für eine Direktvermarktung mit eigener Schlachtung müssen finanzielle und arbeitswirtschaftliche Kapazitäten kritisch überprüft werden. Ein Wegfall der Vergütung der Heidepflege kann durch die Einrichtung einer Direktvermarktung nicht kompensiert werden.
  5. Heiden sind in Bezug auf Pflegezustand, botanische Ausstattung und Futterwert unterschiedlich. Die Bewirtschaftung einer Herde bei der Heidepflege erfordert ein standortspezifisches Herdenmanagement und ein angepasstes Beweidungsregime. Beide Aspekte verlangen sowohl vom Schäfer als auch vom Naturschutzverantwortlichen viel "Vor-Ort-Erfahrung" und gegenseitiges Verständnis. 

Auf einem Großteil ehemaliger Militärflächen in Brandenburg haben sich Heiden und Sandtrockenrasen etabliert. Diese nehmen auf 39 Standorte verteilt, 12.407 Hektar ein. Allein 9.630 Hektar davon entsprechen dem Lebensraumtyp "Trockene Heiden". Der Flächenumfang dieses Lebensraumtyps in Brandenburg übersteigt den Niedersachsens. Somit hat das Land Brandenburg eine besondere Verantwortung für die Erhaltung solcher Standorte. Diese sind als FFH-Flächen nach der Flora-Fauna-Habitatrichtlinie bei der Europäischen Union gemeldet und müssen aus naturschutzfachlicher Sicht im Zustand erhalten bzw. verbessert werden. Sie sind Lebensgrundlage für viele vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten. Diese sind auf die Bedingungen, die das Offenland bietet, angepasst und zum Teil auf die Existenz verschiedener Altersstadien von Besenheide (Calluna vulgaris) spezialisiert. Nährstoffzufuhren über Luft und Niederschläge stören das Gleichgewicht im Heideökosystem und fördern das Fortschreiten der Sukzession. Die Nährstoffe müssen über Pflegemaßnahmen wieder abgeführt werden.

Die derzeit am häufigsten angewendete Methode der Offenhaltung ist die Beweidung mit Schafen und Ziegen. Beweidung einerseits und mechanische Pflegemaßnahmen oder das Brennen andererseits stellen keine konkurrierenden, sondern sich ergänzende Pflegemaßnahmen dar. 2011 wurden in Brandenburg 4.654 Hektar Heideflächen durch 30 Schaf- und Ziegenhalter gepflegt. Es wird eingeschätzt, dass weitere Heideflächen mit einem Gesamtumfang von circa 3.500 Hektar beweidet werden könnten.

Bei der Herdenbewirtschaftung unter Heidebedingungen müssen sowohl die Belange des Naturschutzes in Bezug auf den effektiven Nährstoffentzug als auch die Ansprüche der Schafe - insbesondere in Bezug auf die bedarfsgerechte Ernährung - Beachtung finden.

Das Ziel vorliegender Untersuchungen bestand darin: 

  • Daten zur Pflegeleistung der Landschafe (Biomasseentzug, Verbisswirkung an Gehölzen) zu erstellen,
  • Futtermenge und Futterqualität zu untersuchen und mit dem Bedarf von Landschafrassen abzugleichen,
  • Fruchtbarkeitsdaten sowie Mast- und Schlachtleistungen der Lämmer zu ermitteln,
  • sowie eine Bewertung der Betriebswirtschaft in Heideschäfereien vorzunehmen.

Zum Teil sind die Untersuchungen von der Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) finanziell unterstützt worden.

Die Ergebnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen:

  1. Die Schafbeweidung stellt ein Pflegeverfahren dar, das den unterschiedlichen Anforderungen der Heidepflege auf vielfältige Weise gerecht wird. So kann über die Wahl des Beweidungsverfahrens (Hüten oder Koppeln), über die Einstellung der Besatzdichte, durch die Wahl des Beweidungszeitpunktes oder die Einstellung der Beweidungsdauer die Intensität von Verbiss und Tritt an beliebiger Stelle im Pflegeareal gesteuert werden. Der Biomasseentzug betrug auf von  Landreitgras dominierten Flächen bei einer Besatzdichte von fünf Schafen pro Hektar und 42-tägiger Beweidung 200 Kilogramm Trockenmasse je Hektar  gegenüber  1.100 Kilogramm je Hektar bei  lediglich  achtstündiger Beweidung mit über 1.000 Schafen auf einem Hektar. Zweimaliges Überweiden pro Jahr bewirkte eine Verjüngung des Heidekrautes.  Scharfe Beweidung von stark überalterter, verholzter Heide führte zum Neuaustrieb von Heidekraut. Gehölze wurden gut verbissen. Die Sandbirke zeigte nach einmaliger scharfer Beweidung eine verzögerte Entwicklung. Die Espe  konnte deutlich  zurückgedrängt werden. Junge Kiefern wurden durch die Schafe zum Teil geschält und starben ab.  Es wird eingeschätzt, dass die Schafbeweidung insbesondere für die Erhaltung großer zusammenhängender Heidekrautareale im langjährigen Wechsel mit der Mahd das beste Pflegeverfahren darstellt.
  2. Eine einseitige Bevorzugung des Hüteverfahrens gegenüber der Koppelhaltung ist unter den Bedingungen der ostdeutschen Heiden nicht angebracht. Der Ertrag an pflanzlicher Trockenmasse lag mit 35 bis 50 Dezitonnen pro Hektar zirka 30 Prozent unter dem nordwestdeutscher Heiden. Der Nährstoffeintrag über die Luft lag deutlich unter dem in den nordwestdeutschen Heiden (7-10 Kilogramm Stickstoff je Hektar gegenüber 28 Kilogramm je Hektar in Nordwestdeutschland). Sofern der anzustrebende Soll-Zustand bereits erreicht ist, erfüllt eine ausgeglichene Bilanz zwischen Nährstoffzufuhr und Nährstoffabfuhr die Zielstellung der Pflege. Ein zusätzlicher Nährstoffaustrag über Hütehaltung mit nächtlicher Pferchhaltung außerhalb der Pflegeflächen ist dann nicht notwendig.
  3. Der Aufwuchs in der Heide reichte nicht aus, um den Energie- und Nährstoffbedarf einer Heidschnucke während der Säugezeit zu decken (Tageszunahmen der Lämmer lediglich 50 Gramm, mittlere Mastendmassen nur 25 - 31 Kilogramm, mittlere Schlachtkörpermassen nur 11 Kilogramm). Eine bessere Nährstoffversorgung über Zuhüten auf besseren Standorten setzt die Nähe dieser Flächen zu den Heideflächen voraus. Eine Stallmast ist mit höheren Futterkosten verbunden. Über den Einsatz von Kreuzungslämmern aus Anpaarungen mit Fleischschafrassen können bei verbessertem Nährstoffangebot höhere Mast- und Schlachtleistungen erzielt werden.
  4. Die Heidepflege mit Schafen wird erst durch die Einnahmen aus dem Kulturlandschaftspflegeprogramm KULAP 2007 wirtschaftlich tragfähig.
    Über eine Direktvermarktung sind höhere Lämmerpreise zu erzielen. Die Preise je kg Lebendmasse liegen im Lebendtierhandel bei Heidschnucken um 20 bis 30 Prozent unterhalb der Preise für Wirtschaftsrassen. Hinzu kommt das geringere Vermarktungsgewicht, so dass die Erlöse für ein Heidschnuckenlamm im Lebendtierhandel unter 50 Prozent derjenigen für ein Wirtschaftsrasselamm betragen. Bei der Entscheidung für eine Direktvermarktung mit eigener Schlachtung müssen finanzielle und arbeitswirtschaftliche Kapazitäten kritisch überprüft werden. Ein Wegfall der Vergütung der Heidepflege kann durch die Einrichtung einer Direktvermarktung nicht kompensiert werden.
  5. Heiden sind in Bezug auf Pflegezustand, botanische Ausstattung und Futterwert unterschiedlich. Die Bewirtschaftung einer Herde bei der Heidepflege erfordert ein standortspezifisches Herdenmanagement und ein angepasstes Beweidungsregime. Beide Aspekte verlangen sowohl vom Schäfer als auch vom Naturschutzverantwortlichen viel "Vor-Ort-Erfahrung" und gegenseitiges Verständnis. 

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